Sonntag, 12. Oktober 2008

Michael Sistig

Heute gibt es wieder das Original Plagiat von vernissage.tv. Michael Sistig stellt in der Oechsner-Galerie aus. Was der Doig-Schüler so aus Köln mitgebracht hat:Meine persönliche Meinung zum Thema: Die Galerie erklärt die Qualität des sympatischen Sistig mit seiner Überwindung postmoderner Ansätze der Vergangenheit. Dass die Postmoderne der Vergangenheit angehört - da sind wir uns wohl alle einig. Ich empfehle hier übrigens das Buch "Die Kunst der Moderne - Zur Struktur und Dynamik ihrer Entwicklung" von Sandro Bocola, der diesen Standpunkt mit klaren Argumenten stützt.

Ist nun in Michael Sistig einer der Wegbereiter einer neuen Kunst gefunden? Ich behaupte nein. A) Michael Sistig ist selber ein Postmoderner: Er arbeitet eklektizistisch (er verwendet Archetypen der Kunstgeschichte, z.B. die Himmelsleiter, das Sisyphos-Thema u.ä.) und er ist "verhalten ironisch" (laut Egon Schütz). Nun ist aber Eklektizismus sowie Ironie das Hauptkennzeichen der Postmoderne. B) Er ist ein Neuromantiker. Sollte dass mit der Ironie nicht stimmen und die Bildinhalte sind philosophisch und bedeutungsschwanger kann man kaum anders als Michael Sistig als neuen Romantiker einzustufen. Vor ein paar Jahren gab es ja diese Diskussion über die neue Romantik. Ich glaube von den Shootingstars von damals hat sich kein einziger bis heute gehalten.

Ich persönlich tippe auf die Variante B. Nun wünsche ich mir aber gerade die Neoromantik nicht als den großen Überwinder der Postmoderne. Ich halte die wahllose Verwendung von Archetypen der Kunstgeschichte für bedenklich. Sisyphos ist immer und überall und in jeder Gesellschaft. Himmelsleitern sind immer transzendental. Bilder zum Thema zu malen zeugt von humanistischer Bildung, ist aber müßig. Das materialtechnische Experiment in den Bildern wetzt die Scharte nicht aus.

Michael Sistig muss seine Bildinhalte konsequent weiterdenken. Seine erfreulichen maltechnischen Experimente muss er mit noch größerer Sicherheit und ohne inneres Zaudern auf die Leinwand bringen. Ein wenig vom postmodernen "anything goes" würde ihm guttun (ich verweise auf meinen Post mit dem Meese-Interview). Es wird weiterhin eine große Aufgabe der Kunst sein unserer nach wie vor unfreien Gesellschaft den Spiegel vor die Fratze zu halten. An dieser Stelle müssen wir die Postmoderne nicht überwinden, sondern ihr für die Steilvorlage danken. Ich wünsche Michael viel Erfolg auf seinem Weg.

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