Sonntag, 22. August 2010

Christoph Schlingensief

Ich schreibe hier keine Trauerrede für jemanden, den ich weder jemals richtig verstanden habe noch für inhaltlich zeitlos halte. Trotzdem tut es mir um Menschen wie Christoph Schlingensief leid, die in jahrelanger Angst vor dem Tod leben und dann natürlich trotzdem dahingerafft werden. Jörg Immendorf fällt in die gleiche Kategorie.

Auf diesem Blog haben wir bereits einmal darauf hingewiesen - Schlingensief führte einen Blog, in dem er in den letzten Jahren zunehmend sein eigenes Sterben dokumentierte. Natürlich habe ich gestern sogleich nach dem letzten Eintrag geschaut. Er datiert auf den 7. August:

"Wie lange war es still... lange stiill. stoße jetzt nach ca. 3 wochen auf das letzte video hier. habe ich gleich gelöscht. wen soll das das interessieren? vielleicht sind solche vidoeblogs oder einträgen nur dann von intererrägen, wenn die angst zu gross wird. die angst, weil diese kleine illussion von --- aber nun nach den knapp 4 wochen scheint es anderes zu sein. die bilder (ixen) sich aus... da ist ja kein sentimentaler schmerz. die bausupsanz ist erstaunlich gut... und nun? wieder ein neues bild? wieder infos zu neuen dingen, die ,...... ja eigentlich was ?..... alles sehr oberflächlich und rechtschreibefehler häufen sich die dinge .... das baut läufz seit tmc auf. der appetetit läßt rasant nach."

Christoph Schlingensiefs letzte Jahre waren neben seinem sozialen Engagement in Afrika seiner Krankheit und dem Tod gewidmet. Antworten auf die große Lebensfrage hat er keine gefunden, nur Angst. Und Fragen hat er aufgeworfen. Sicher war er ein begnadeter Öffentlichkeitsmensch und Provokateur, der mit aller Macht seine verrinnende Lebenszeit dazu verwenden wollte, ein Monument zu erschaffen, welches seinen Körper überdauert. Es ist ihm wohl nicht gelungen.

schlingenblog

André Debus

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