Freitag, 3. September 2010

Kunstgezwitscher

Die von einer englischen Kommunikationsagentur ins Leben gerufene Aktion askacurator vom 1. September reizte mich, im globalen Teich mitzuschwimmen. Dabei stiess ich auf eine in Zürich lebende Bloggerin, Kunsthistorikerin mit internationalem Hintergrund und Museumserfahrung, die sich im Netz bewegt wie ein Fisch im Wasser. Sie arbeitet für einen Zusammenschluss von Zürcher Museen und betreibt einen englischsprachigen Kunstblog, berichtet aus Galerien (z.B. Galerienwochenende Zürich) und Museen. Sie hat realisiert, dass sich die grossen Museen in der Schweiz schwer tun mit dieser Aktion und durch Abwesenheit glänzen. Kurzerhand packte sie die Gelegenheit und stand bei einigen ins Haus, um wichtige Kuratoren zu befragen. Anschliessend stellte sie die Interviews auf ihren Blog Tait Global.
Am Aktionstag selber streute sie munter weltweit Fragen an die Kuratoren und warf immer wieder kleine Hinweise auf ihre im Blog veröffentlichten Interviews ins allgemeine Getümmel. Respekt! Ich habe mich gefragt, ob sie denn keinen Schlaf braucht.
Die Aktion wurde dann allerdings empfindlich durch Spam mit zweideutigen und nervigen Botschaften geflutet, als der Begriff #askacurator zuoberst auf die weltweiten Schlagwortliste rückte. Die Agentur aber konnte sichtlich genervt die grosse Masse der Beteiligten auf #askcurators umtrimmen. Viele grosse und kleine Museen der Welt beantworteten geduldig und oft durch persönlich vorgestellte Spezialisten die auf sie hereinprasselnden Fragen. Diese allerdings schienen mir manchmal ziemlich belanglos, wie die Antworten auch, vielleicht bedingt durch eine gewisse Angst vor der Öffentlichkeit oder durch die Limitierung der Zeichen, mit der eine Twitter-Botschaft abgefasst werden muss. Natürlich konnte man herausfinden, welches nun das älteste Gemälde einer Sammlung ist oder das Lieblingsstück eines Kurators und dass das Drawing Center auf der Homepage ein Verfahren anbietet, sich als Künstler zu bewerben.

Elisabeth Eberle

4 Kommentare:

T.Paul von artinfo24.com hat gesagt…

Ich fand die Aktion ganz nett. Leider war die Beteiligung in Deutschland (Museen + Fragesteller) sehr gering.
Wir haben dazu auch eine etwas längere Auswertung am Tag danach vorgenommen.
zur #askacurator Auswertung
Auch einige Telefonate und Emails am "day after" haben unsere Theorie nur bestätigt. Nicht gewusst oder keine Zeit. Da kommt bei mir die Frage auf, warum habe ich als Museum dann überhaupt einen Twitter-Account?

Anonym hat gesagt…

Wenn ich ihren Bericht lesen, erscheint es doch etwas enttäuscht. Was haben Sie persönlich sich von der Aktion erhofft, wie waren ihre Erwartungen daran? Ich habe gesehen sie haben einiges an eigener Kunst versucht den Museen vorzustellen, gab es Interessenten dafür? Glauben sie so eine Twitteraktion ist sinnvoll die eigene Kunst ins Gespräch zu bringen?

E. hat gesagt…

Lieber Anonymus
Wenige Fragen wurden ausweichend oder nicht beantwortet (Sie können sie ja herausfiltern), vielleicht, weil sie nicht auf dem vorgefertigten Anwortkatalog dews Twitter-Praktikanten standen oder untergingen. Einige Museen stellten die Kuratoren mit Namen und Fachgebiet vor, was sicher zur Glaubwürdigkeit beitrug, bei anderen stellte sich der Verdacht ein, sie wären gar nicht selber am Draht. Die Hoffnung der Teilnehmer ist ja immer, wirkliche Fachleute als Gegenüber zu haben. Da waren die Abwesenden wohl sehr ehrlich, trotzdem schade. Eindeutig eine verpasste Chance, sich international bekannt zu machen! Museumsleute selber wären ja auch ein gutes Publikum. (War übrigens auch eine Frage!)Ich fand die ganze Aktion sehr interessant und vergnüglich und versuchte natürlich Eigenwerbung zu machen :)unter dem Motto "no expectations". Konkrete Resultate kann ich keine nennen. Auf jeden Fall hab ich eine sehr innovative Bloggerin und ein paar clevere PR-Leute beobachten können. Wenn Sie Ihre Anonymität lüften, erzähl ich Ihnen gene in ein paar Wochen oder Monaten den Nachspann.

E. hat gesagt…

P.S. Gefallen hat mir, dass viele Museen nun das Fotografieren in ihren Räumen erlauben oder zumindest darüber nachdenken, weil sie sich einen Webeeffekt versprechen.