Montag, 25. Juli 2011

Monumentaler Hyperrealismus

Trotz Fronarbeit für den Stützpunkt (Den Begriff haben wir eingehend diskutiert!) des visarte zürich, hat es mich wieder einmal ins Kunsthaus Zürich gezogen, das sich normalerweise auf dem grossen Parkett, im Moment allerdings schon fast lokal orientiert.

Im ersten Moment kann ich mir nur technische Gedanken machen. Wie kann man jahrelang so viel buchhalterische Geduld aufwenden, um diese Monumentalformate zu vollenden? Ist es die sprichwörtliche bernische Bedächtigkeit?

Wie entsteht der unregelmässige Punktraster in den riesigen Holzschnitten und wo auf der Welt bekommt man überhaupt so grosses Papier? Aha, das Papier ist mit IKEA-Reissnägeln in den Holzrahmen befestigt. Die Rahmen müssen ein gewaltiges Gewicht haben!

Trotz fotorealistischer Malweise mit Projektor entsteht eine unerwartete Abstraktion, die sich vor allem in den Jahreszeiten-Gemälden zeigt.

Ich trete nahe an die Werke und suche Distanz. Unglaublich, die Leuchtkraft im Portrait dieses Mädchens unfassbar die Überwältigung die mich beim Betrachten der Holzschnitte erfasst.

Obwohl mir nicht alle Sujets zusagen, bin ich doch fasziniert von dieser Zusammenstellung, die riesige Holzschnitte von Pflanzen und Wasseroberflächen, verschiedenfarbigen Abzügen von Portraits junger Frauen kombiniert mit Gemälden von Schilf, einem Waldstück in vier Jahreszeiten und gemalten Riesenportraits. Trotz dieser Vielfalt ist eine ruhige, grosszügige Ausstellung entstanden.

Beim Betrachten des Films über die Entstehung des Winters, die den 80 jährigen Maler auf einer Hebebühne vor seinen riesigen Leinwänden zeigt, bekomme ich fast Beklemmungen angesichts der Tatsache, dass er an einem Tag ein Quadrat von 20 x 20 cm gemalt hat, und muss an die frische Luft.



Retrospektive Franz Gertsch im Kunsthaus Zürich bis 18.9.2011

Der Künstler hat übrigens ein eigenes Museum: Museum Franz Gertsch

Elisabeth Eberle

noch ein aktueller Artikel dazu: http://www.zeit.de/2011/30/Kunst

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