Sonntag, 5. Oktober 2008

Mitte nächster Woche eröffnet in Bern das "Westside", ein Einkaufszentrum des Stararchitekten Daniel Libeskind. Der Komplex ist im Sinne utopischer Stadtplanung einer Stadt in der Stadt gedacht. Neben dem eigentlichen Einkaufszentrum enthält das "Westside" ein Wellnessbad, ein Seniorenheim, ein Hotel, Wohlfühlareale in Lichthöfen, einen Kinokomplex. Jemand der dort der "Notwendigkeit" seines Einkaufes nachgeht soll daneben Gelegenheit haben zu Mittag zu essen, Kaffee zu trinken, seine Kinder in den Kinderbereich zu geben oder einen Kinofilm zu sehen. Also ein Konsumrundumprogramm sozusagen. Und hier beginnt meine Kritik. Wie kann ein Architekt, der ansonsten die kommerzielle Orientierung von moderner Architektur beklagt, sich für so ein Projekt hingeben? (Die Antwort ist ja klar: er wird es entsprechend bezahlt bekommen haben). Schon die Auswahl der Geschäfte, die sich den Standort leisten können, zeigt, dass es nicht um den "normalen" Einkauf "normaler" Familien geht. Es geht um Luxusgeschäfte die sich durch den sozial angehauchten Freizeitcharakter der Anlage selbst zu legitimieren suchen. Jedes Freizeitangebot ist für sich als wieder als autonom funktionierendes Geschäft ausgelegt. Bis hin zum Seniorenheim, an denen das nahe gelegene Freizeiteinkaufsparadies ja auch wieder verdienen möchte. Sarkastischer Kommerz bis zum Ende. Schade dass sich ein Architekt mit hehren Ansichten, bei dem acht seiner bis dato zehn realisierten Projekte Museumsbauten sind, für so einen Bauernfängertempel hingibt. So schön der Bau sein mag. Schade.

Links dazu: Studio Daniel Libeskind und swissinfo.ch
ein einstündiges Interview mit Daniel Libeskind in englisch, ab Minute 39:50 ein kurzes Statement auch zum "Westside" (Aufzeichnung des Interviews Anfang 2008)

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