Meine vierzehnjährige Tochter beneidet mich um meine künstlerischen Freiheiten, während sie die Schulbank drücken muss. Eine heikle Situation. Dieser Zustand fing an, als sie aus dem Kindergarten nach Hause kam und meinte, sie würden nicht basteln, sondern machen, was die Lehrerin sage. Entsetzt stellte ich ihr eine grosse Kiste mit gesammeltem Bastelmaterial, Karton und Verpackungen, Leim, Farben und Schere ins Zimmer, damit sie unbelastet wüten konnte.
Ich fand mit der Zeit heraus, dass sie gern Fotos macht, und viele Leute ein Kind oder eine Jugendliche mit einem Fotoapparat nicht recht ernstnehmen, völlig unbefangen in die Linse schauen, und das Resultat hervorragend wird. Ich schickte sie mit einem digitalen Billigstapparat mit Minimalauflösung auf die Pirsch, und die Bilder waren toll.Nun hat sie sich mit einem besseren Apparat mit Fotoreportagen von Hochzeiten und Geburtstagen im Bekanntenkreis einen Namen gemacht und sich sogar einen iPod verdient.Für Weihnachten stellte sie einen kleinen Fotoband zusammen und schrieb uns einen Brief, in dem sie sich für ihre künstlerischen Freiheiten bedankte, und froh sei, dass wir ihr nie erklärt hätten, dass ein Hund vier Beine habe.
Es ist immer noch hart, die Schulbank zu drücken, aber sie ist stolz auf ihr Werk.
Elisabeth Eberle
Sonntag, 18. Januar 2009
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2 Kommentare:
Ich finde es wunderbar, wenn ich sehe wie junge Menschen ihren Weg zur Kunst finden. Es gibt nur wenig, was im Leben so bereichert und es ist schön, wenn Eltern die musische Erziehung mit in die Hand nehmen, da die Schulen heute oft damit überlastet sind. Der Wert einer musischen Erziehung für die Charakterbildung wird heute oft fatal unterschätzt. Vielen Dank für den schönen Post.
André
Liebe Elisabeth
Bin soeben per Zufall auf den Beitrag über deine fotografierende Tochter gestossen und habe mich sehr gefreut. Unsere 9jährige Enkelin hat zu Weihnachten ihre erste "Erwachsenen"Kamera von uns geschenkt bekommen und schiesst seither völlig frei von Instruktionen und unverkrampft beeindruckende Bilder. Wie wenig es doch braucht, um ein Kind glücklich zu machen...
Herzliche Grüsse
Denise
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