Sonntag, 20. September 2009

Kunstsoziologie

Im mittelalterlichen Saal eines Gasthauses verschlug es mich an einem Fest neben einen älteren Herrn, der mir erklärte, er sei Hochschulprofessor, befasse sich als Nebengebiet mit Kunstsoziologie, habe auf dem Gebiet geforscht und gelehrt.

Hoch interessant, wie sich Wissenschaftler auch empirisch mit dem Kunstgeschehen auseinandersetzen! Er sprach über das Fehlen von Kriterien in der zeitgenössischen Kunst (wobei wir wieder beim Thema wären), was zur Gruppenbildung Gleichgesinnter führe, im guten Fall, um sich gegenseitig zu unterstützen, im schlechten aber nicht seltenen Fall, um andere niederzumachen. Er sinnierte über das Wesen der Kunst, über Ästhetik, auch jenseits von Schönheit, über das Handwerk und die industrielle Produktion, über Strategien der Künstler in der Krise. Die Verselbständigung der Texte über die Kunst sei auch ein interessantes Phänomen.

Er erklärte, Inszenierung als Begriff gäbe es in Zusammenhang mit bildender Kunst erst seit etwa zehn Jahren, Branding sei auch ein neueres Phänomen, er sprach über Modeströmungen und Tendenzen und dass er sich nicht zutrauen würde, Kunst als Geldanlage einzukaufen, weil schwer vorauszusehen sei, was Bestand haben werde.

Wir diskutierten auch über den direkten Einfluss von technischen Errungenschaften und Möglichkeiten. Wir sprachen über die Wahl des Mediums, ob der Inhalt das Medium bestimmt oder umgekehrt, über das Medium als Statement.

Beeindruckt haben mich das Wissen und die Blickwinkel eines so universell gebildeten Menschen, der zu vielen Stichworten fundierte Erkenntnisse abrufen kann, Bezüge herstellt und andere Denker zu zitieren vermag.

Gerne hätte ich seine Erkenntnisse in Buchform nachgelesen, aber er erklärte mir, dass er dieses Projekt immer wieder aufgeschoben habe und es erst in seinem Kopf bestehe.

Elisabeth Eberle

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein etwas kafkaeskes Erlebnis! (?)

Gruß, Rubin