Die Brachfläche ist immer noch da. Nur auf der schönen Wiese davor steht ein vier Stockwerke hohes pechschwarzes Containerhaus. Über die Straße führen Leitungen zum Provisorium. Eine zeitlang hieß es, hier baue eine israelische Hotelkette ein weiteres Viersternehaus. Seit ein paar Tagen hat sich das Hotel in einen Luxuswohnungskomplex verwandelt, der Veredelung von Stahlbeton durch unbewohnbare Möbel und Gebrauchsgegenstände betreibt.Die Wiese ist immer noch da, umgeben von einem Bretterzaun, auf die die aus dem Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Bürgerhäuser ebenso gucken wie die Besucher des ersten Rangfoyers im BE. Aber der Containerpalast ist mittlerweile ausgestattet mit Neo-Muranoleuchtern, Zebrateppichen, silbernen Südseeköpfen als Couchtischen und Lattenrahmen als Andeutung des Himmels über dem Doppelbett im klitzekleinen Schlafzimmer. Für die Ausstattung firmiert Yoo, ein Immobilienentwickler, der mit Designern wie Jade Jagger zusammenarbeitet und sich als Inspirationsquelle auf Philippe Starck beruft, den Vater des Plastiksofas.
Was mich reitet, den Showroom eines internationalen Immobilienentwicklers zu empfehlen? Das Element der Täuschung, das der Showroom enthält und das ihn in den Rang eines Kunstwerks erhebt. Warten sonst Bauträger darauf, bis ein Objekt saniert ist, um einen Showroom einzurichten, hebt Yoo ab auf das Element der Illusion, die mit Design (auch mit Kunst) verkauft wird.
Der Aspekt des Unbewohnbaren steht im Vordergrund, der unsere neo-aristokratische Epoche kennzeichnet, wie Wolfgang Ullrich in Monopol (5/2010) beschreibt. Badezimmer ohne Fenster, Schlafzimmer, in die nur das Bett geht, muss man sich leisten können wie ein mehr Bett als funktionierendes Sofa im Wohnzimmer einer Wohnung, die bis zu zehntausend Euro pro Quadratmeter kostet.Yoo Wohnungen
neben dem Berliner Ensemble- Theater am Schiffbauerdamm
Bertold Brecht Platz 1
10117 Berlin
Mo-Fr 10-18h
Joas Sebastian Nebe
Süddeutsche Zeitung zu Yoo Wohnungen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen