Freitag, 2. Juli 2010

Berlin Berlinale (2): Was uns zwischen den Kreuzberger Autowerkstätten erwartet

Die Veranstalter der diesjährigen Berlin Biennale haben Kreuzberg als Spielort ihrer Veranstaltung entdeckt. Kreuzberg ist mit vier Ausstellungsorten vertreten, zwei in der Nähe zum Flughafen Tempelhof und zwei an der Grenze zu Friedrichshain. Zwischen Autowerkstätten über die Abstellplätze schrottreifer Taxen mit eingedrückter Front, ohne Scheinwerfer und Stoßstangen geht es zu einem ehemaligen Pferdestall einer alten Kaserne.Der drei Meter hohe Raum ist abgedunkelt und der Besucher bekommt eine Energiesparlampe in die Hand und muss die beiden großen Räume selbst erkunden. Die Kühle der Räume tut gut. Auch wenn es noch nicht 11h ist, staut sich die Hitze zwischen den Mauern. Im ersten Raum sind gebrannte Tonsäulen zu entdecken. Im zweiten hängen riesige Tonmasken in unterschiedlichen, meist dunklen Farben glasiert, von der Decke. "Was uns draußen erwartet", hier eine Einübung in die Beschränktheit unseres Gesichtssinns nach Cameron Jamie. Der zweite Ausstellungsort, eine benachbarte Halle voller Fernseher und einigen, wenigen Zeichnungen an den Wänden.In Videofilme und Zeichnungen untersucht der Untergrundfilmer George Kuchar den Zusammenhang zwischen Hurricans, der Berichterstattung darüber und den menschlichen (männlichen) Trieben. 22 Filme von mindestens einer Viertelstunde Länge verlangen Geduld, die am Ende belohnt wird. Das Bedrohungsgefühl, das Fernsehzuschauer vor den Hurricanbildern der Berichterstattung erleben, überträgt sich. Die Vielfalt der Filme, die immer um dasselbe Thema kreisen, überfordern die Aufmerksamkeitsspanne und versetzten den Betrachter in eine ähnliche Situation wie den US amerikanischen Zuschauer am Bildschirm. Die Bedrohung ist hier und jetzt, zumindest mental und für einen kurzen Augenblick, bis ich mir klarmache, ich bin in Berlin. Es ist heiß, es ist trocken. Es ist Sommer.
Sehr sehenswert und unbedingt Zeit mitbringen!

6. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst
11.6. - 8.8.2010
Cameron Jamie und George Kuchar
Mehringdamm 28, 10961 Berlin, U6 Mehringdam

Joas Sebastian Nebe

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