Mittwoch, 15. September 2010

Stephan Haimerl

Diese Woche geht es in Nürnberg hoch her! Noch vor dem großen Kunstwochenende auf AEG eröffnet eine Einzelausstellung von Stephan Haimerl im Kunstverein Kohlenhof, wo ich daselbst gnädiglich einige einführende Worte zu seiner Arbeit sprechen werde.

Was mir nicht schwerfallen wird, da ich Stephan bereits seit einigen Jahren kenne und wir uns regelmäßig über die hehre Kunst austauschen. Er gehört auf alle Fälle zu den Aktivposten in der jüngeren Künstlergeneration und zeichnet sich durch hohes soziales Engagement innerhalb der Künsterschaft aus, so beispielsweise bei der Vorbereitung zu "Offen Auf AEG".

Qualitativ nimmt dass seiner Arbeit nichts. Im Gegenteil. Man mag überrascht sein, wie ernsthaft ein so bohemien wirkender junger Künstler seine Arbeit nimmt. Um seine Arbeit richtig zu lesen, sollte man sich zunächst mal ganz von der Vorstellung gegenständlicher Darstellung lösen. Zwar tauchen Chiffren auf, Buchstaben die sich zu Wörtern formieren, comical wirkende Umrisslinien von Personen oder mangahaft erscheinende Wesen. Jedoch sind alle gegenständlich anmutenden Versatzteile zuletzt nur eine Folie für Farbe und Form. Durch den Kontrast vom "Zeichen" zur Farbe ergibt sich eine Lesart, die jenseits des Verbalen liegt.

accelerate, 125 c 150 cm, Acryl/Lack auf Leinwand


Mir hat ein interessanter Satz eines abstrakten Malers aus München sehr den Zugang zu dieser Sichtweise geöffnet. Als das Wort "abstrakt" im Zusammenhang mit seiner Arbeit fiel, wendete er sofort ein: "Abstrakt? Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor. Ich male höchst gegenständlich. Ich male Farbe, Form und Leinwand die nichts sein will als sie selbst."

Hier irgendwo kann man auch Stephan Haimerl verorten, der mit der Zielsetzung arbeitet, den Komponenten Farbe, Form und Material über Kontraste zu ihrer Eigenständigkeit zu verhelfen. Der Künstler sozusagen als verlängerter Arm der Kunst, die er selber erstellt. Eine diffizile Lebensaufgabe!

feld, 31,5 x 31,5 cm, Acryl auf Leinwand


Momentan kann man Stephan Haimerl auf etlichen Ausstellungen sehen:

Im Kunstverein Coburg e.V. ist seine Debütantenausstellung zu sehen: "VERTIGO GOGOGO" vom 12.09. bis zum 10.10.2010. Ein Künstlergespräch ist am 02.10. geplant. Im Rahmen der Ausstellung ist ein gleichbetitelter, schöner Katalog erschienen.

Im Kunstverein Kohlenhof Nürnberg e.V. am Germanischen Nationalmuseum wird die Ausstellung am 17. September um 19.30 Uhr eröffnet. Sie geht bis zum 9. Oktober.

Und natürlich ist Stephan Haimerl auch bei "Offen Auf AEG" zu sehen.

Zu detaillierten Informationen bitte jeweils die Verlinkungen anklicken.

André Debus

2 Kommentare:

Charlotte Lindenberg hat gesagt…

"Um seine Arbeit richtig zu lesen, sollte man sich zunächst mal ganz von der Vorstellung gegenständlicher Darstellung lösen."
Kein Problem.
"Abstrakt? Ich male Farbe, Form und Leinwand die nichts sein will als sie selbst."
Sowas nennen KorinthenkackerInnen "konkret".

Anonym hat gesagt…

Sehr gelungen, die Ausstellung (Kohlenhof),
die Arbeiten laden ein sich mit ihrem Entstehungsprozess auseinander zu setzen.
- Das nimmt ihnen, erstaunlicher Weise, nichts an Kraft!

Rubin