Freitag, 15. Oktober 2010

Das Schauspielhaus und das Pyramidenprojekt (Hamburgensie 2)

Der Hamburger Kultursenator (wir berichteten) hat beschlossen, die beiden größten und bedeutendsten Theater der Hansestadt zu fusionieren. Dem Sturm der Entrüstung, den er voraussieht, entgegnet er, er habe ohnehin keine Ahnung. Zur kurzen Erinnerung: Einer der Leuchttürme des Hamburger Schauspielhauses war Gustav Gründgens, bekannt durch seine Affären mit kleinen Jungs, seine Verstrickung in das Naziregime, seine Bemühungen um die Rettung verfolgter Juden und einen legendären Faust am Schauspielhaus, für dessen Mephisto er sich unter das Messer begab. In den Neunziger Jahren unter Frank Baumbauer machte das Schauspielhaus weit über die Stadtgrenzen hinaus Theatergeschichte mit Inszenierungen von Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler etc. Im Nachhinein wurde das Schauspielhaus unter Baumbauers Intendanz vom Magazin Theater heute zum Theater des Jahrzehnts gewählt. In den Nullerjahren (ein schreckliches Wort, ich weiß) wurde das Thalia, das vorher unter Jürgen Flimm (Intendant der Salzburger Festspiele, Intendant der Lindenoper Berlin etc.) geglänzt hatte, mehrfach zum Theater des Jahres gewählt. Das alles spielt nun keine Rolle. Fusioniert werden muss, weil die Stadt, pleite ist durch Ole von Beust´s Pyramidenprojekt Elbphilharmonie. Das alles spielt keine Rolle, weil der Kultursenator keine Ahnung von Kultur hat (Selbstaussage).

Herzlichen Glückwunsch, Hamburg, für soviel Unwissenheit an der Spitze!

Joas Sebastian Nebe

1 Kommentar:

ChaLi hat gesagt…

Was WÄRE das schön, wenn sich die Spitzen-Unwissenheit auf Hamburg beschränken täte ...