Freitag, 7. Januar 2011

Jessi Henrika Rannikko

Jetzt bin ich über gemeinsame Bekannte auf eine junge Fotografin aus Turku gestoßen. Turku liegt in Finnland (ich schreibe es sicherheitshalber mal, denn ich wusste es vorher nicht) und hat auch eine eigene Akademie der Bildenden Künste. Jedenfalls passiert es mir nicht zum ersten Mal, dass mir skandinavische Künstler auffallen. Schon mehrfach haben wir über Norweger, Schweden und Finnen auf diesem Blog geschrieben. Vielleicht sollte man diese nordischen Ausbildungsstätten wirklich ein wenig im Auge behalten. Abseits des zentraleuropäischen Marktes hat sich hier eine erquickliche Qualität entwickelt.

Jessi Henrika Rannikko gefällt mir besonders mit ihren Fotoinszenierungen. Hier ein Bild aus ihrer Serie "100 Days/Visual Diary":

Day #8

Schön finde ich ihren Humor, den man hinter der nordischen Melancholie der Fotografien nicht gleich vermuten würde. Hier ihre nette Erklärung zur Serie: "To avoid misunderstandings here's one of my comments which may give some clarity: '...it's not really a manner...as you can read from the description of this set, I bought a new better camera and didn't take any pics for like many weeks until I realised that only very STUPID people buy things they don't use. Then I ordered myself to take one self portrait per day for 100 days. The reason why I picked self portrait was because I prefer portraits, and because self portrait is the easiest way to start and it is also very therapeutic. I also have a little book where I write some phrases that describe the day best, and most of all - I draw. Draw because I'm a fine arts student and I must figure a way to make something that doesn't cause me stress so that I don't get totally locked.'"

day #18

Die Inszenierungen stellen den Hauptteil ihrer Arbeit. Weiterhin gibt es feine Experimente mit der Lochkamera, raumgreifende Installationen, Zeichnungen und auch einige charmante Druckgrafik von ihr zu sehen. Wo? Hier. Meine unbedingte Linkempfehlung zum Wochenende.

André Debus

2 Kommentare:

ChaLi hat gesagt…

Alle "hier" klicken - lohnt sich!
Ja, sieht so aus, als sollte man den FinnInnen tatsächlich größtmögliche Aufmerksamkeit widmen. Auch ich wurde neulich mit 'ner Mischung aus Empörung und Mitleid begeguckt, als ich eine restderweltliche Künstlerin fragte, warum sie Helsinki als zweiten Wohnsitz angibt. Sie gab mir zu verstehen, dass wir armen IgnorantInnen vom Weißwurst-Äquator keine Ahnung haben, wovon wir keine Ahnung haben.
Und euer Ranikko-Artikel bestätigt das, obwohl nun gerade ihr euch um die Northern Connection schon richtig verdient gemacht habt (mit Suvi Häring, Juha Sääski z.B.)

André Debus hat gesagt…

Vielen Dank für den netten Kommentar. Ich finde Jessis Arbeit wirklich bemerkenswert. Weiterhin hatten wir schon über Maria Teeri (Finnland), Nathalie Djurberg (Schweden) und Elly Prestegard (Norwegen) geschrieben, um nur ein paar zu nennen, an die ich mich spontan erinnern kann.

Die etwas von der mitteleuropäischen Ikonografie abweichende Bildtradition Skandinaviens birgt für mich grosses Potential und persönliches Interesse. Ich plane jedenfalls mittelfristig diesen Ländern Besuch abzustatten um mich mit der Kultur dort näher auseinanderzusetzen.