Freitag, 13. Mai 2011

Fritz Eschen: Berliner Sozialstudien

Zunächst die gute Nachricht. Im ewigen, fast titanisch zu nennenden Ringen des Baustadtrats mit dem Investor scheint der Baustadtrat den Sieg davongetragen zu haben. Der Baustadtrat ist ein netter blonder Mann mit einer Nickelbrille, hochgewachsen, immer lässig elegant gekleidet, mal in beige, mal in beige -grau. Der Baustadtrat ist jemand, mit dem man gerne eine Viertelstunde verbringt. Den Investor kenne ich nicht. Also bliebe mir die Schilderung nach dem Klischee, ein smarter, zielorientierter Mann, mit Gel im Haar, unserem Ex-Verteidigungsminister nicht unähnlich. Aber - wie gesagt - das ist Klischee.


Also - im Titanenkampf der Politik mit dem Geld hat wohl die Politik, also der nette, gut gekleidete, sympathische Mittvierziger-Stadtrat gewonnen. Die c/o bleibt im Postfuhramt und erhält sogar im Erdgeschoss einer der Neubauten im Hof einen Museumsshop.

Foto Joas Nebe

Jetzt aber zur Ausstellung. Fritz Eschen zeigt Berlin, Berliner, Berliner Ansichten der Nicht-Zeit, als der Nazispuk durch die Nürnberger Prozesse und den Sieg der Alliierten beendet, eine neue Ära aber noch nicht angefangen hat. Passanten stehen vor Ruinen, berühmte Männer und Frauen, denen die Kriegszeit das Gesicht mehr oder weniger gezeichnet hat, schauen mehr oder weniger bedeutend in die Kameralinse. Fritz Eschen beschneidet nie das quadratische Format seiner Aufnahmen. Manche sind unscharfe Schnappschüsse, die eine Atmosphäre einfangen, kein Dokument sein wollen. Sehenswert.

Foto Joas Nebe

c/o Berlin
Fritz Eschen. Berlin unterm Notdach
7. Mai- 26. Juni 2011
täglich 11 bis 20h
Oranienburger St. 35/36
10117 Berlin

Joas Sebastian Nebe

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