Die Blaue Nacht vom Samstag auf den heutigen Sonntag war mit etwa 130 000 Besuchern wieder das Kulturevent des Jahres in Nürnberg. Kulturevent? Da scheiden sich wohl die Geister. Hat dass, was die Stadt als Kultur verkauft, wirklich Mehrwert oder handelt es sich um eine Mogelpackung? Zunächst mal sollte man eine solche Veranstaltung als städtische Maßnahme im Sinne von panem et circenses betrachten. Eine Vielzahl von Menschen, Generationen, Nationalitäten und Weltanschauungen trifft sich nächtens auf der Straße und schiebt sich gemächlich durch die blau beleuchtete Altstadt.Tatsächlich ist auch ein guter Teil der Aktionen per se nicht als Kunst zu definieren. Ob nun der Feuerjongleur vor dem alten Rathaus, beleuchtete Heißluftballons mit Werbeaufschriften am Hauptmarkt oder blau angestrahlte Bratwurstbuden in den Gassen - niemand wird hierin hehre Kunst entdecken. Gleichzeitig beteiligten sich jedoch alle großen Institutionen, seien es das Neue Museum, das Germanische Nationalmuseum oder das Staatstheater an der Veranstaltung.
Auch hat die Stadt via öffentlich ausgeschriebenem Wettbewerb Künstler zur Beteiligung aufgerufen. Für die Insel Schütt wurden Tom Neumeier und Chris Weiß mit einem sternförmigen Labyrint aus Bierkästen nominiert. Diese beiden Spezialisten für Kunst im öffentlichen Raum sind aufmerksamen Lesern bereits aus meiner Blogroll bekannt (CRAP). Ihr durchaus kritisches Projekt möchte ich in einem gesonderten Beitrag vorstellen. Auch weitere Künstler wie Patrick Ruckdeschel und Johannes Kersting konnten mit ihren Installationen überzeugen.
Mit der prestigeträchtigen Illumination der Kaiserburg beauftragte die Stadt den Erlanger Künstler Axel Gercke. Da die diesjährige Blaue Nacht unter das Motto "Firmament" gestellt wurde, entwickelte Gercke eine Story mit Radfahrern, Raumschiffen und stürzenden Finanziers im Weltall. Diese "Tour de Space" wurde in einem 13-minütigem Loop ab Einbruch der Dunkelheit auf die Schauseite der Nürnberger Burg projeziert. Auf diese Weise kamen Tausende von Besuchern, die vielleicht nie ein zeitgenössisches Kunstmuseum oder eine Galerie betreten würden, mit aktuellen Positionen der jungen Kunstszene in Berührung.Wegen der Länge musste ich das Video in zwei Teilen auf YouTube einstellen:Das Projekt wurde von dem renommierten österreichischen Projektionsspezialisten Peter Rezac umgesetzt. Tausende von Besuchern säumten den Ölberg vor der Burg, sowie die Straße, die zur Burg heraufführt. Es war fast nicht mehr möglich überhaupt noch zu passieren.
Ein Event war es also auf alle Fälle - die Veranstaltung hat aber auch einen kulturellen Mehrwert wie es die Burgbeleuchtung exemplarisch belegt. Bestimmt hat die Blaue Nacht mit dazu beigetragen, dass sich in den vergangenen Jahren so eine intakte Kunstszene in Nürnberg entwickeln konnte, denn Kunst lebt auch von ihrer Rezeption. Die Blaue Nacht hat in Nürnberg über die Jahre eine breite Akzeptanz für Kunst im öffentlichen Raum bei der Bevölkerung erwirkt. Von meiner Seite gibt es: alle Daumen hoch und danke an die Veranstalter!
Sonntag, 24. Mai 2009
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Spaced-Out!
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