Donnerstag, 10. September 2009

Streetart der ersten Generation

Jede Woche gehe ich einmal an diesem merkwürdigen Ort am Fuss des gutbetuchten Zürichberg vorbei, wo Harald Naegeli aufgewachsen ist und gemäss der Quartierbevölkerung auch wohnt. Die Tankstelle ist zur Galerie mit schicken Pflanzenkübeln geworden und seine Sprayerei hat man hinter Glas gesetzt, sozusagen gebändigt oder salonfähig gemacht.Ich mag mich gut erinnern, als die Wogen in Zürich in den Siebzigerjahren hoch gingen, weil Nacht für Nacht ein paar Wände von diesen unverkennbaren Strichfiguren besetzt wurden, die die Gemüter so erhitzten. Lange konnte man ihn nicht fassen. Heute gäbe es wahrscheinlich ein Computerprogramm, mit dem man anhand der Standorte seiner Werke seinen Wohnort hätte eingrenzen können. Naegeli floh damals vor dem Haftbefehl wegen Sachbeschädigung nach Deutschland, wo er viel Unterstützung und Anerkennung fand. Er wurde verhaftet, durfte ein paar Jahre später im Kunsthaus Zürich ausstellen, ging dann hier ziemlich in Vergessenheit, und sein spärlich übrig gebliebenes Werk wird nun von der Denkmalpflege begutachtet, restauriert oder wie hier gar mit Glas geschützt.

Elisabeth Eberle

Nachtrag am 29. Dezember 2009 Harald Nägeli ist wieder aktiv: Züricher Tagesanzeiger

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich hab an einer Hausmauer einen unfertigen, flüchtig unterbrochenen Kopf mit eindeutiger Handschrift entdeckt. Mal schauen, ob er in den nächsten Tagen....
E