Freitag, 4. März 2011

Geier am Grabe van Goghs

André, die Leseratte, hat ein weiteres Buch verschlungen. Steen T. Kittl und Christian Saehrendts „hässliche Geschichten aus der Welt der schönen Künste“. Kurzweilig und unterhaltsam bekommt man abstruse Geschichten aus dem Kunstbetrieb serviert. Von Fälschern, die Karriere machten, Künstlern, die dubiosen Regimes zuarbeiten oder gar Diktatoren, die selbst zu Künstlern wurden. Wusstet Ihr, dass es durchaus künstlerisch intentionierte, monumentale Skulpturen aus Saddam Husseins Hand gibt? Oder dass Muhammar al-Gaddafis zweitältester Sohn Saif al-Islam in Wien studiert hat? In Begleitung zweier bengalischer Tiger fuhr er dort an, befreundete sich mit dem Rechtspopulisten Jörg Haider und hatte schliesslich in Berlin eine Ausstellung seiner Bilder, die unter dem Titel „Die Wüste schweigt nicht“ firmierte.


Natürlich handelt das Buch das ganze Spektrum des verzweifelten Buhlens um öffentliche Aufmerksamkeit mehr oder minder erfolgreicher Künstler ab. Provokationen, Sex und öffentlich inszenierte Diebstähle geben sich ein Stelldichein. Zum Ende hin wird’s schaurig. Nicht aufgeklärte Morde und Sexskandale gibt es auch in Galeristen- und Künstlerkreisen.

Mein Fazit: eine vergnügliche Abendlektüre, manchmal pikant aber doch jedenfalls mit wissenswerten Geschichten aus der Kunstgeschichte, mit denen man auf jeder Abendgesellschaft glänzen kann. Die schöne Welt der Künste ist, was wir nicht erst seit diesem Buch wissen, allenfalls die Makulatur ihrer selbst.

André Debus

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