Dienstag, 1. März 2011

Künstlergezwitzscher

Bei der Aktion "ask a curator", bei der man Kuratoren der grossen Museen auf der ganzen Welt Fragen stellen konnte, eröffnete ich auf Anraten von unserer Freundinnen aus Amsterdam ein Twitterkonto und stürzte mich ins Getümmel der Kurzmeldungen von 140 Zeichen. Ich merkte rasch, dass RT "retweet" heisst, man sich mit @ an jemanden wendet und dass man mit # Schlagworte generieren kann, die dann auf separaten Listen thematisch abrufbar sind. DM "direct mails" kann man nur seinen gegenseitigen Kontakten senden. Eine Bekannte führte mich in weitere Details ein, nämlich, dass man auf www.bit.ly Links kürzen kann, weil die Beschränkung auf 140 Zeichen sonst oft nicht ausreicht und dass es noch Zusatzprogramme gibt, mit denen man an seinem Computer Dialoge parallel verfolgen oder von mehreren Konten aus zwitschern oder sich mit anderen "social media" verknüpfen kann. Professionelle "social media manager" twittern zum Teil für mehrere Auftraggeber parallel. Bald merkte ich, dass Twittern spannend ist und Suchtpotential hat. Interessante (und weniger interessante) Links sausen im Sekundentakt über den Bildschirm, wenn man in seinem Gebiet den ausgewiesenen Fachleuten folgt. Der ungeschriebene Codex will auch, dass man interagiert, weil es ja erstrebenswert gilt, seinen sozialen Status mit möglichst vielen "followers" zu beweisen. Da ist es lustig, die professionellen Twitterer mit ihren Strategien zu beobachten. Es gibt neben den Museen, Kunstvermittlern, Kritikern, Kunstbloggern und Magazine auch Künstler, die twittern, Twitter zum Teil sogar als Kunstform nutzen. Natürlich weiss man nie genau, ob man es wirklich mit dem Original zu tun hat, ausser das Konto sei speziell verifiziert. Auf jeden Fall freue ich mich ab und zu über die Sprüche von fischliundweiss, yokoono, jennyholzer und hab herausgefunden, dass gerhardrichter auch ein Medienprofi ist oder zumindest einen angestellt hat! Auch ergeben sich ab und zu interessante kurze Diskussionen, die manchmal sogar in Korrespondenzen weitergeführt oder vielleicht sogar zu realen Kontakten werden. Ansehen kann man die "tweets" auch ohne Konto. In gewissen Programmen kann man sich sogar seine persönlichen Favoriten wie in einer Zeitung zusammenstellen. Oft sind es aber auch Blogger, die auf Interessantes aufmerksam machen, indem sie für ihre blogs werben. Auf jeden Fall kann man sich so die Kunstneuigkeiten umgehend ins Haus holen, noch bevor die professionellen Presseorgane darüber berichten. Ich habe aber bereits die ersten Leute getroffen, die sich zum Selbstschutz eine Auszeit verordnen mussten.

Elisabeth Eberle

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